Linux 2.4 Packet Filtering HOWTO
Rusty Russell, Mailingliste netfilter@lists.samba.org
v1.0.2 Mon May 1 18:09:31 CST 2000
Ins Deutsche uebersetzt von Melanie Berg (mel@sekurity.de)
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Table of Contents
1. Einleitung
2. Wo ist die offizielle Website? Gibt es eine Mailingliste?
3. Also was ist ein Paketfilter?
3.1 Warum sollte ich einen Paketfilter wollen?
3.2 Wie filtere ich Pakete unter Linux?
3.2.1 iptables
3.2.2 Regeln dauerhaft erstellen
4. Wer zum Teufel bist Du, und wieso spielst Du mit meinem Kernel rum?
5. Rustys wirklich schnelle Anleitung zum Paketfiltern
6. Wie Pakete die Filter passieren
7. iptables verwenden
7.1 Was Du siehst, wenn Dein Computer hochfaehrt
7.2 Operationen auf einer einzelnen Regel
7.3 Filterbestimmungen
7.3.1 Quell- und Ziel-IP-Adresse bestimmen
7.3.2 Inversion bestimmen
7.3.3 Das Protokoll bestimmen
7.3.4 Eine Schnittstelle bestimmen
7.3.5 Fragmente bestimmen
7.3.6 iptables Erweiterungen: Neue Treffer
7.3.6.1 TCP Erweiterungen
7.3.6.1.1 Erklaerung der TCP-Flags
7.3.6.2 UDP Erweiterungen
7.3.6.3 ICMP Erweiterungen
7.3.6.4 Andere gueltige Erweiterungen
7.3.6.5 Zustandsbezogene Treffer
7.4 Das Ziel bestimmen
7.4.1 Benutzerdefinierte Ketten
7.4.2 Erweiterungen zu iptables: Neue Ziele
7.4.3 Spezielle eingebaute Ziele
7.5 Operationen auf einer vollstaendigen Kette
7.5.1 Eine neue Kette erstellen
7.5.2 Eine Kette loeschen
7.5.3 Eine Kette 'flushen'
7.5.4 Eine Kette anzeigen lassen
7.5.5 Zaehler resetten (auf Null stellen)
7.5.6 Die Policy bestimmen
8. ipchains und ipfwadm verwenden
9. Kombinieren von NAT und Paketfiltern
10. Unterschiede zwischen iptables und ipchains
11. Tips fuer das Design von Paketfiltern
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1. Einleitung
Willkommen, geschaetzer Leser.
Es wird angenommen, dass Du weisst, was eine IP-Adresse, eine
Netzwerk- adresse, Routing und DNS sind. Wenn Du das nicht wissen
solltest, empfehle ich Dir, das Networking-Concepts-HOWTO zu lesen.
Dieses HOWTO wechselt zwischen einer leichten Einfuehrung (mit welcher
Du Dich jetzt warm und verschwommen fuehlen wirst, aber ungeschuetzt
in der wirklichen Welt) und rohen Enthuellungen, welche wohl alle
ausser den haertesten unter uns verwirrt, paranoid und starkes
Geschuetz suchend hinterlassen werden.
Dein Netzwerk ist nicht sicher. Das Problem, schnelle, bequeme
Kommunikation durch eine Einschraenkung von guten, und nicht
schlechten, Absichten zuzulassen, ist kongruent zu dem anderen schwer
zu behandelnden Problem, auf der einen Seite Freie Sprache zu erlauben
und auf der anderen Seite den Schrei nach ''Feuer!'' in einem
ueberfuellten Theater zu verbieten. Dieses Problem wird im Zuge
dieses HOWTOs nicht geloest werden.
Also kannst Du nur entscheiden, wo der Kompromiss liegen wird. Ich
werde versuchen, Dir eine Einfuehrung ueber ein paar erhaeltliche
Tools und einige Unsicherheiten, derer man sich bewusst sein soll, zu
geben, in der Hoffnung, dass Du sie fuer gute, und nicht fuer boese
Zwecke gebrauchen wirst. Ein anderes aequivalentes Problem.
2. Wo ist die offizielle Website? Gibt es eine Mailingliste?
Es gibt drei offizielle Seiten:
o Dank an Penguin Computing .
o Dank an The Samba Team and SGI .
o Dank an Harald Welte .
Fuer die offizielle Netfilter-Mailingliste siehe Sambas Listserver
Netfilter List .
3. Also was ist ein Paketfilter?
Ein Paketfilter ist ein Stueck Software, das sich die Header von
passierenden Paketen ansieht und ueber das Schicksal des
vollstaendigen Pakets entscheidet. Es koennte entscheiden, das Paket
zu DROPPEN (ich meine das Paket zu verwerfen, als waere es niemals
empfangen worden), es zu akzeptieren (ACCEPT, ich meine das Paket
durchzulassen), oder etwas Komplizierteres.
Unter Linux ist Paketfiltern im Kernel selbst enthalten (als ein
Kernelmodul oder direkt eingebaut), und es gibt noch ein paar
trickreichere Dinge, die wir mit Paketen anstellen koennen, aber das
generelle Prinzip vom Ansehen der Header und ueber das Schicksal der
Pakete entscheiden ist immernoch da.
3.1. Warum sollte ich einen Paketfilter wollen?
Kontrolle. Sicherheit. Wachsamkeit.
Kontrolle:
Wenn Du einen Linuxrechner benutzt, um Dich aus Deinem internen
Netzwerk mit einem anderen Netzwerk (wie dem Internet) zu
verbinden, hast Du die Moeglichkeit, bestimmte Arten von Traffic
zu erlauben, und andere zu verbieten. Zum Beispiel enthaelt der
Header eines Pakets die Zieladresse des Pakets, also kannst Du
verhindern, dass Pakete zu einem bestimmten Teil des aeusseren
Netzwerks gehen. Ein anderes Beispiel: Ich benutze Netscape, um
die Dilbert-Archive zu besuchen. Es gibt Werbung von
doubleclick.net auf der Seite, und Netscape verschwendet meine
Zeit, um sie alle froehlich herunterzuladen. Man kann das
Problem loesen, indem man den Paketfilter beauftragt, keine
Pakete von oder zu Adressen, die doubleclick.net gehoeren,
zuzulassen (es gibt hierfuer auch bessere Wege: siehe
Junkbuster).
Sicherheit:
Wenn Dein Linuxrechner das einzige zwischen dem Chaos des
Internet und Deinem netten, ordentlichen Netzwerk ist, ist es
schoen, zu wissen, dass Du einschraenken kannst, was fuer Dinge
durch Deine Tuer kommen. Zum Beispiel kannst Du alles erlauben,
was aus Deinem Netzwerk rausgeht, aber Du koenntest besorgt sein
ueber den wohlbekannten 'Ping of Death', der von boesen
Aussenstehenden hereinkommen koennte. Als ein anderes Beispiel
moechtest Du vielleicht nicht, dass Fremde zu Deinem
Linuxrechner telnetten koennen, obwohl all Deine Accounts
Passwoerter haben. Vielleicht moechtest Du auch (wie die
meisten) im Internet eher ein Beobachter sein, als jemand, der
Dienste (gewollt oder nicht) anbietet. Erlaube einfach
niemandem, eine Verbindung zu Dir aufzubauen, indem der
Paketfilter eingehende Pakete, die eine Verbindung aufbauen
wollen, verwirft.
Wachsamkeit:
Manchmal koennte eine schlecht konfigurierte Maschine im lokalen
Netz entscheiden, Pakete regelrecht in die Aussenwelt zu
spucken. Es ist nett, wenn man dem Paketfilter sagen kann, dass
er Dir melden soll, sobald etwas Abnormales vorfaellt;
vielleicht kannst Du dann etwas daran aendern, oder vielleicht
bist Du bloss von Natur aus neugierig.
3.2. Wie filtere ich Pakete unter Linux?
Linuxkernel hatten Paketfilter seit der 1.1er Serie. Die erste
Version, ba- sierend auf 'ipfw' von BSD, wurde von Alan Cox Ende 1994
portiert. Dies wurde von Jos Vos und anderen fuer Linux 2.0
weiterentwickelt; das tool 'ipfwadm' kontrollierte die Filterregeln
des Kernels. Mitte 1998, fuer Linux 2.2, habe ich den Kernel mit Hilfe
von Michael Neuling sehr stark ueberarbeitet und das tool 'ipchains'
eingefuehrt. Mitte 1999, endlich, gab es fuer Linux 2.4 eine komplette
Ueberarbeitung des Kernels und somit das Tool fuer die vierte
Generation: 'iptables'. Es ist dieses iptables, auf das sich dieses
HOWTO konzentriert.
Du brauchst einen Kernel mit der Netfilter-Infrastruktur: Netfilter
ist ein iptables Modul im Linuxkernel, auf dem andere Dinge (wie die
iptables Module) aufbauen koennen. Das bedeutet, dass Du Kernel 2.3.15
oder hoeher brauchst und CONFIG_NETFILTER in der Kernel-Konfiguration
mit 'Y' beantworten musst.
Das Tool iptables spricht mit dem Kernel und sagt ihm, welche Pakete
zu filtern sind. Wenn Du kein Programmierer und auch nicht ueberaus
neugierig bist, ist das der Weg, auf dem Du den Paketfilter
kontrollieren wirst.
3.2.1. iptables
Das iptables Tool fuegt Regeln in die Filtertabellen des Kernels ein
und loescht andere. Das bedeutet, dass die Regeln, wie immer Du sie
aufsetzt, beim Neustart des Rechners verloren sein werden. Lies
``Regeln dauerhaft erstellen'', um sicherzugehen, dass sie beim
naechsten Neustart wieder neu aufgesetzt werden.
iptables ist ein Ersatz fuer ipfwadm und ipchains: Lies ``ipchains und
ipfwadm verwenden'', um den Gebrauch von iptables schmerzfrei zu
vermeiden, wenn Du eins der beiden Tools verwendest.
3.2.2. Regeln dauerhaft erstellen
Deine jetzige Firewall-Konfiguration ist im Kernel gespeichert und
geht also beim Neustart verloren. iptables-save und iptables-restore
schreiben steht auf meiner TODO-Liste. Wenn es sie geben wird, werden
sie cool sein, ich verspreche es.
In der Zwischenzeit schreib die Befehle, die noetig sind, um Deine
Regeln zu erstellen, in ein Init-Script. Versichere Dich, dass Du
etwas Intelli- gentes tust, falls einer der Befehle nicht ausgefuehrt
werden kann (normalerweise 'exec /sbin/sulogin').
4. Wer zum Teufel bist Du, und wieso spielst Du mit meinem Kernel
rum?
Ich bin Rusty, der Linux-IP-Firewall-Maintainer und nur ein anderer
Programmierer, der zufaellig zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.
Ich schrieb ipchains (siehe ``Wie filtere ich Pakte unter Linux?''
weiter oben fuer den Verdienst der Leute, die wirklich gearbeitet
haben) und habe genug gelernt, um Paketfilter dieses Mal richtig zu
machen. Hoffe ich.
WatchGuard , ein exzellentes Firewall-
Unternehmen , das die wirklich nette plug-in Firebox verkauft, hat mir
angeboten, mich fuer's Nichtstun zu bezahlen, also konnte ich all
meine Zeit darauf verwenden, dieses Zeug hier zu schreiben und mich um
mein frueheres Zeug zu kuemmern. Ich habe 6 Monate vorhergesagt, und
es dauerte 12, aber am Ende habe ich gefuehlt, dass es richtig gemacht
wurde. Viele Ueberarbeitungen, einen Festplatten-Crash, einen
gestolenen Laptop, eine Reihe von kaputten Filesystemen und einen
zerbrochenen Bildschirm spaeter, ist es endlich fertig.
Wo ich gerade hier bin, moechte ich die falschen Auffassungen von
einigen Leuten richtigstellen: Ich bin kein Kernel-Guru. Ich weiss
das, weil mich meine Arbeit am Kernel mit einigen von Ihnen in Kontakt
gebracht hat: David S. Miller, Alexey Kuznetsov, Andi Cleen, Alan Cox.
Wie auch immer, sie sind mit der wahren Magie beschaeftigt, waehrend
ich nur im seichten Ende wate, wo es sicher ist.
5. Rustys wirklich schnelle Anleitung zum Paketfiltern
Die meisten Leute haben nur eine einfach PPP-Verbindung zum Internet
und wollen nicht, dass irgendjemand in ihr Netzwerk oder in die
Firewall kommen kann: (Anm.d.Uebersetzerin: Die Rauten am Zeilen-
anfang muessen fuer Copy and Paste entfernt werden)
## Verbindungsaufspuerende Module einfuegen (Wenn nicht schon im Kernel).
# insmod ip_conntrack
# insmod ip_conntrack_ftp
## Kette erstellen, die neue Verbindung blockt, es sei denn, sie kommen
## von innen
# iptables -N block
# iptables -A block -m state --state ESTABLISHED,RELATED -j ACCEPT
# iptables -A block -m state --state NEW -i ! ppp0 -j ACCEPT
# iptables -A block -j DROP
## Von INPUT und FORWARD Ketten zu dieser Kette springen
# iptables -A INPUT -j block
# iptables -A FORWARD -j block
6. Wie Pakete die Filter passieren
Der Kernel beginnt mit drei Listen von Regeln in der Filtertabelle;
diese Listen werden Firewall-Ketten oder nur Ketten (von englisch
"chain" = Kette, And.d.Uebersetzerin) genannt. Diese drei Ketten
heissen INPUT, OUTPUT und FORWARD.
Das unterscheidet sich sehr davon, wie der 2.0er oder 2.2er Kernel
funktionierte!
Fuer Ascii-Art Fans, die Ketten sind so arrangiert:
_____
Eingehend / \ Ausgehend
-->[Routing ] ---> |FORWARD|------->
[Entscheidung] \_____/ ^
| |
v ____
___ / \
/ \ |OUTPUT|
|INPUT| \____/
\___/ ^
| |
----> Lokaler Prozess ---
Die drei Kreise repraesentieren die drei oben erwaehnten Ketten. Wenn
ein Paket einen Kreis im Diagramm erreicht, wird diese Kette
untersucht, um ueber das Schicksal des Pakets zu entscheiden. Wenn die
Kette besagt, dass das Paket zu DROPPEN ist, wird das Paket hier
gekillt. Wenn die Kette jedoch sagt, dass das Paket zu akzeptieren
(ACCEPT) ist, kann es weiter durch das Diagramm reisen.
Eine Kette ist eine Checkliste von Regeln. Jede Regel sagt `Wenn der
Paket-header so-und-so aussieht, ist das-und-das mit dem Paket zu
tun'. Wenn die Regel nicht auf das Paket zutrifft, wird die naechste
Regel befragt. Wenn es endlich keine Regeln zum Befragen mehr gibt,
sieht sich der Kernel die Policy der Kette an und entscheidet, was zu
tun ist. In einem sicherheitsbewussten System sagt diese Policy dem
Kernel normalerweise, dass er das Paket DROPPEN soll.
1. Wenn ein Paket eingeht (z.B. durch die Netzwerkkarte), sieht sich
der Kernel zunaechst die Zieladresse des Pakets an: Das wird
'Routing' genannt.
2. Wenn das Paket fuer diesen Rechner bestimmt ist, wandert es im
Diagramm an die INPUT-Kette. Wenn es diese passiert, wird es der
auf dieses Paket wartende Prozess erhalten.
3. Andernfalls, wenn der Kernel Forwarding nicht aktiviert hat, oder
er nicht weiss, wie er das Paket weiterleiten soll, wird das Paket
verworfen. Wenn Forwarding aktiviert ist und das Paket fuer eine
andere Netzwerkschnittstelle (wenn Du eine hast) bestimmt ist, geht
das Paket in unserm Diagramm direkt zur FORWARD-Kette. Wenn es dort
akzeptiert (ACCEPT) wird, wird es weitergeleitet.
4. Schliesslich kann ein Programm, das auf dem Rechner laeuft, auch
Netzwerkpakete verschicken. Diese Pakete gehen direkt zur OUTPUT-
Kette. Wenn diese das Paket akzeptiert, wandert es weiter zu der
Schnitt- stelle, fuer die es bestimmt ist.
7. iptables verwenden
iptables hat eine recht detaillierte Man-page (man iptables), wenn Du
mehr Informationen ueber Besonderheiten brauchst. Diejenigen von Euch,
die mit ipchains vertraut sind, werden vielleicht einfach einen Blick
in ``Unterschiede zwischen iptables and ipchains'' werfen wollen, sie
sind sehr aehnlich.
Es gibt verschiedene Dinge, die Du mit iptables machen kannst. Du
faengst an mit den drei eingebauten Ketten INPUT, OUTPUT und FORWARD,
die Du nicht loeschen kannst. Lass uns einen Blick auf die Operationen
werfen, mit denen man auf ganzen Ketten arbeiten kann:
1. Eine neue Kette erstellen (-N).
2. Eine leere Kette loeschen (-X).
3. Die Policy fuer eine eingebaute Kette aendern (-P).
4. Die Regeln einer Kette auflisten (-L).
5. Die Regeln aus einer Kette ausspuelen (flush) (-F).
6. Paket- und Bytezaehler aller Regeln einer Kette auf Null stellen
(-Z).
Es gibt verschiedene Wege, die Regeln in einer Kette zu manipulieren:
1. Eine neue Regel an eine Kette anhaengen (-A).
2. Eine neue Regel an eine bestimmte Position in der Kette einfuegen
(-I).
3. Eine Regel an bestimmter Position in der Kette ersetzen (-R).
4. Eine Regel an einer bestimmten Position in der Kette loeschen (-D).
5. Die erste passende Regel in einer Kette loeschen (-D).
7.1. Was Du siehst, wenn Dein Computer hochfaehrt
iptables kann ein Modul (mit dem Namen iptables_filter.o) sein,
welches automatisch geladen werden sollte, sobald Du iptables das
erste Mal startest. Es kann auch permanent in den Kernel
hineinkompiliert sein.
Bevor irgendwelche iptables-Befehle ausgefuehrt werden (Sei
vorsichtig: Manche Distributionen werden iptables in den Init-Scripts
haben), wird es keine Regeln in einer der eingebauten Ketten (INPUT,
OUTPUT, FORWARD) geben, und die Policy aller Ketten wird auf 'ACCEPT'
stehen. Du kannst die Standard-Policy der FORWARD-Kette aendern, indem
Du die Option `forward=0' im iptables_filter module mitgibst.
7.2. Operationen auf einer einzelnen Regel
Dies ist das A-und-O des Paketfilterns: Regeln manipulieren. Meistens
wirst Du vermutlich den Befehl zum Anhaengen (-A) oder Loeschen (-D)
einer Regel verwenden. Die anderen (-I zum Einfuegen und -R zum
Ersetzen) sind einfache Erweiterungen dieser Konzepte.
Jede Regel bestimmt eine Reihe von Bedingungen, die ein eintreffendes
Paket durchlaufen muss und was weiterhin mit dem Paket geschehen soll
('target'). Zum Beispiel moechtest Du vielleicht alle ICMP-Pakete,
die von der IP-Adresse 127.0.0.1 kommen, verwerfen. Unsere Bedingungen
sind in diesem Fall also, dass das Protokoll ICMP und die Quelladresse
127.0.0.1 sein muessen. Das Ziel ist Verwerfen (DROP).
127.0.0.1 ist die Loopback-Schnittstelle, welche Du auch dann hast,
wenn Du keine wirkliche Netzwerkverbindung hast. Du kannst das 'ping'
Programm verwenden, um solche Pakete zu generieren (es sendet einfach
ein ICMP Typ 8 (echo request), auf das alle kooperierenden Hosts
verbindlich mit einem ICMP Typ 0 Paket (echo reply) antworten
sollten). Das macht es nuetzlich fuer einen Test.
# ping -c 1 127.0.0.1
PING 127.0.0.1 (127.0.0.1): 56 data bytes
64 bytes from 127.0.0.1: icmp_seq=0 ttl=64 time=0.2 ms
--- 127.0.0.1 ping statistics ---
1 packets transmitted, 1 packets received, 0% packet loss
round-trip min/avg/max = 0.2/0.2/0.2 ms
# iptables -A INPUT -s 127.0.0.1 -p icmp -j DROP
# ping -c 1 127.0.0.1
PING 127.0.0.1 (127.0.0.1): 56 data bytes
--- 127.0.0.1 ping statistics ---
1 packets transmitted, 0 packets received, 100% packet loss
#
Du kannst hier sehen, dass der erste Ping ankommt (das -c 1 sagt dem
Programm, dass es nur ein einziges Paket schicken soll).
Dann erweitern wir die INPUT-Kette mit einer Regel ('-A'), die besagt,
dass Pakete, die von 127.0.0.1 ('-s 127.0.0.1') kommen und das
Protokoll ICMP ('-p icmp') verwenden, zu verwerfen sind ('-j DROP').
Dann testen wir unsere Regel mit einem zweiten Ping. Es wird eine
Pause geben, bevor das Programm aufgibt, auf ein Paket zu warten, das
niemals ankommen wird.
Wir koennen die Regel mit einer von zwei Moeglichkeiten loeschen.
Erstens, da wir wissen, dass es die einzige Regel in der INPUT-Kette
ist, koennen wir sie nach der Nummerierung loeschen, so wie:
# iptables -D INPUT 1
#
Dies loescht Regel Nummer 1 in der INPUT-Kette.
Der zweite Weg ist wie das -A-Kommando, man muss nur das -A durch ein
-D ersetzen. Dies ist nuetzlich, wenn Du eine komplexe Kette von
Regeln hast und nicht alle erst durchzaehlen moechtest, um
herauszufinden, dass es Regel 37 ist, die Du loswerden willst. In
diesem Fall wuerden wir folgendes verwenden:
# iptables -D INPUT -s 127.0.0.1 -p icmp -j DROP
#
Die Syntax von -A muss genau dieselben Optionen haben wie die Syntax
des -A (oder -D) Befehls. Wenn es mehrere identische Regeln in dersel-
ben Kette gibt, wird nur die erste geloescht.
7.3. Filterbestimmungen
Wir haben die Verwendung von -p, um das Protokoll, und -s, um die
Quell- adresse zu bestimmen, gesehen, aber es gibt noch andere
Optionen, die wir benutzen koennen, um die Charakteristika des Pakets
zu bestimmen. Was nun folgt, ist ein erschoepfendes Kompendium.
7.3.1. Quell- und Ziel-IP-Adresse bestimmen
Quell- ('-s', '--source' oder '-src') und Ziel- ('-d', '--destination'
oder '--dst') IP-Adresse koennen auf vier Arten bestimmt werden. Die
meistverbreitete Methode besteht darin, den vollen Namen zu verwenden,
wie 'localhost' oder 'www.linuxhq.com'. Der zweite Weg ist, die IP-
Adresse so wie '127.0.0.1' zu bestimmen.
Der dritte und der vierte Weg erlauben Bestimmungen einer Gruppe von
IP-Adressen, so wie '199.95.207.0/24' oder
'199.95.207.0/255.255.255.0'. Beide bestimmen alle IP-Adressen von
199.95.207.0 bist 199.95.207.255. Die Zahlen hinter dem '/'sagen,
welcher Teil der IP-Adresse signifikant ist. `/32' oder
'/255.255.255.255' ist der Standard (trifft auf alle IP-Adressen zu).
Um ueberhaupt keine IP-Adresse zu bestimmen, kann '/0' verwendet
werden, zum Beispiel so:
[BEACHTE: '-s 0/0' ist hier redundant. ]
# iptables -A INPUT -s 0/0 -j DROP
#
Dies wird selten verwendet, da der obige Effekt derselbe ist, wie die
`-s' Option ueberhaupt nicht zu bestimmen.
7.3.2. Inversion bestimmen
Viele Flags (Optionen), wie '-s' (oder '--source') und '-d' (oder
`--destination') koennen vor ihren Argumenten ein vorangestelltes '!'
(Gesprochen: 'NICHT') haben, um auf nicht gegebene Adressen
zuzutreffen. Zum Beispiel trifft '-s ! localhost' auf alle Pakete zu,
die nicht von localhost kommen.
7.3.3. Das Protokoll bestimmen
Das Protokoll kann mit der '-p' (oder '--protocol') Option bestimmt
werden. Protokoll kann eine Zahl sein (wenn Du die numerischen
Protokollwerte fuer IP kennst) oder ein Name fuer die speziellen
Faelle von 'TCP', 'UDP' oder `ICMP'. Gross- und Kleinschreibung ist
egal, also funktioniert 'tcp' genauso wie 'TCP'.
Dem Protokollnamen kann ein '!' vorangestellt werden, um ihn zu
invertieren. Zum Beispiel bezieht sich '-p ! TCP' auf alle nicht-TCP-
Pakete.
7.3.4. Eine Schnittstelle bestimmen
Die '-i' (oder '--in-interface') und die '-o' (oder '--out-interface')
Optionen bestimmen den Namen einer Schnittstelle. Eine Schnittstelle
ist eine physikalische Komponente, an der Pakete eingehen ('-i') oder
ausgehen ('-o') koennen. Du kannst das ifconfig-Kommando benutzen, um
alle Schnittstellen zu sehen, die im Moment 'up' (ich meine aktiv)
sind.
Pakete, die die INPUT-Kette durchwandern, haben keine Output-
Schnittstelle, also wird jegliche Regel, die in dieser Kette die '-o'
Option benutzt, niemals zutreffen. Ebenso haben Pakete, die die
OUTPUT-Kette durchwandern, keine input-Schnittstelle, also wird
jegliche Regel, die in dieser Kette die '-i' Option benutzt, niemals
zutreffen.
Nur Pakete, die die FORWARD-Kette durchwandern, koennen beides haben,
Input- und Output-Schnittstelle.
Es ist vollkommen in Ordung, eine Schnittstelle zu bestimmen, die im
Moment noch nicht existiert; nichts wird auf die Regel zutreffen, bis
die Schnitt- stelle aktiviert wird. Dies ist extrem nuetzlich fuer
Dialup-PPP Verbin- dungen (gewoehnlich Schnittstelle ppp0) und
aehnliches.
Als ein Sonderfall wird ein Schnittstellenname, der mit einem '+'
endet, auf alle Schnittstellen zutreffen, welche mit diesem String
beginnen (ob sie in dem Moment existieren oder nicht). Um zum Beispiel
eine Regel zu bestimmen, die auf alle PPP-Schnittstellen zutrifft,
wuerde man die -i ppp+ Option verwenden.
Dem Namen der Schnittstelle kann ein '!' vorausgehen, um Pakete zu
erfassen, die nicht auf die angegebene Schnittstelle passen.
7.3.5. Fragmente bestimmen
Manchmal ist ein Paket zu gross, um an einem Stueck durch eine Leitung
zu gehen. Wenn das geschieht, wird das Paket in Fragmente aufgeteilt
und in mehreren Paketen weiterverschickt. Die andere Seite setzt diese
Fragmente wieder zusammen, um das gesamte Paket zu rekonstruieren.
Das Problem mit Fragmenten ist, dass das erste Fragment die kompletten
zu untersuchenden Header-Felder (IP + TCP, UDP und ICMP) enthaelt,
waehrend die nachfolgenden Fragmente nur Teilstuecke der Header (IP
ohne die zusaetzlichen Protokoll-Felder) enthalten. Somit ist es nicht
moeglich, in nachfolgenden Fragmenten nach Protokoll-Headern zu suchen
(wie es zum Beispiel bei TCP, UDP und ICMP Erweiterungen getan wird).
Wenn Du 'connection tracking' oder NAT verwendest, werden alle
Fragmente wieder miteinander verschmolzen werden, bevor sie den
Paketfilter erreichen, also wirst Du Dir nie Sorgen um Fragmente
machen muessen.
Andernfalls ist es wichtig, zu verstehen, wie Fragmente von den
Filterregeln behandelt werden. Keine Filterregel, die nach nicht
verfuegbaren Informationen fragt, wird zutreffen. Dies bedeutet, dass
das erste Fragment wie jedes andere Paket auch behandelt wird, das
zweite und weitere Fragmente aber nicht. Eine Regel wie -p TCP --sport
www (die einen Quellport von www bestimmt) wird niemals auf ein
(anderes als als das erste) Fragment zutreffen. Gleiches gilt fuer die
gegenteilige Regel -p TCP --sport ! www.
Wie auch immer, Du kannst eine besondere Regel fuer zweite und weitere
Fragmente bestimmen, wenn Du die '-f' (oder '--fragment') Option
verwendest. Es ist auch erlaubt, eine Regel zu bestimmen, die nicht
auf zweite oder weitere Fragmente zutrifft, indem man dem '-f' ein '!'
voranstellt.
Gewoehnlich wird es als sicher angesehen, zweite und weitere Fragmente
durchzulassen, da das erste Fragment ausgefiltert werden kann und
somit eine Wieder-Zusammensetzung beim Zielhost verhindert wird.
Andererseits gibt es Software-Bugs, durch die Maschinen zum Absturz
gebracht werden koennen, wenn man auf bestimmte Weise zusammengesetzte
Fragmente an sie sendet. Deine Entscheidung.
Bemerkung fuer Netzwerk-Leiter: Missgeformte Pakete (TCP, UDP und ICMP
Pakete, die zu klein fuer den Firewall-Code sind, um Ports oder ICMP
Code oder Type zu lesen) werden verworfen, wenn solche Untersuchungen
versucht werden. TCP-Fragmente starten also bei Position 8.
Als ein Beispiel verwirft folgende Regel jegliche Fragmente, die an
192.168.1.1 gehen:
# iptables -A OUTPUT -f -d 192.168.1.1 -j DROP
#
7.3.6. iptables Erweiterungen: Neue Treffer
iptables ist erweiterbar, was bedeutet, dass beides, sowohl Kernel als
auch das iptables Tool erweitert werden koennen, um neue
Moeglichkeiten anzubieten.
Manche dieser Erweiterungen sind Standard, andere sind eher exotisch.
Erweiterungen koennen von anderen Leuten gemacht werden und separat
fuer nette User verbreitet werden.
Kernelerweiterungen leben gewoehnlich im Unterverzeichnis fuer
Kernelmodule, so wie /lib/modules/2.3.15/net. Sie werden bei Bedarf
geladen, wenn Dein Kernel mit der CONFIG_KMOD Option kompiliert wurde,
also solltest Du sie nicht manuell einfuegen muessen.
Erweiterungen fuer das iptables-Programm sind shared libraries, welche
gewoehnlich in /usr/local/lib/iptables leben, obwohl eine Distribution
sie auch nach /lib/iptables oder /usr/lib/iptables legen koennte.
Erweiterungen kommen in zwei Arten: neue Ziele ('targets') und neue
Treffer ('matches'), wir werden weiter unten ueber neue Ziele
sprechen. Manche Protokolle bieten automatisch neue Tests an: Im
Moment sind das TCP, UDP und ICMP, wie unten gezeigt werden wird.
Fuer diese wirst Du die Moeglichkeit haben, die neuen Tests auf der
Kommandozeile nach der '-p' Option zu bestimmen, was die Erweiterungen
laden wird. Benutze fuer explizite neue Tests die '-m' Option, um die
Erweiterungen zu laden. Danach werden die erweiterten Optionen
verfuegbar sein.
Um Hilfe fuer eine Erweiterung zu bekommen, benutze die Option, um es
zu laden ('-p', '-j' oder '-m') gefolgt von einem '-h' oder '--help'.
Zum Beispiel:
# iptables -p tcp --help
#
7.3.6.1. TCP Erweiterungen
Die TCP Erweiterungen werden automatisch geladen, wenn '-p tcp'
angegeben ist. Sie bieten folgende Optionen (keine davon passt auf
Fragmente):
--tcp-flags
Gefolgt von einem optionalen '!', dann zwei Zeichenketten von
Flags, erlaubt Dir, nach speziellen TCP-Flags zu filtern. Die
erste Zeichenkette von Flags ist die Maske: eine Liste von
Flags, die Du untersuchen willst. Die zweite Zeichenkette
besagt, welche Flags gesetzt sein sollen. Zum Beispiel:
# iptables -A INPUT --protocol tcp --tcp-flags ALL SYN,ACK -j DENY
Dies besagt, dass alle Flags untersucht werden sollen ('ALL' ist
synonym mit 'SYN, ACK, FIN, RST, URG, PSH'), dass aber nur SYN und
ACK gesetzt sein sollen. Es gibt auch ein Argument 'NONE', was
'Keine Flags' bedeutet.
--syn
Mit einem optionalen vorangestellten '!', ist dies eine kurze
Schreibweise fuer '--tcp-flags SYN,RST,ACK SYN'.
--source-port
Gefolgt von einem optionalen '!', dann entweder ein TCP-Port
oder eine Reihe von Ports. Ports koennen Portnamen sein, so wie
in /etc/services aufgelistet, oder numerisch angegeben. (So
waeren fuer den SMTP-Port folgende Eintraege moeglich:
`--source-port smtp' oder '--source-port 25',
Anm.d.Uebersetzerin)
Reihen sind entweder zwei Portnamen, getrennt durch ein '-',
oder (um groesser als oder gleich ein gegebener Port zu
bestimmen) ein Port gefolgt von einem '-', oder (um kleiner oder
gleich einem gegebene Port zu bestimmen), ein '-' gefolgt von
dem Port.
--sport
Ist synonym mit '--source-port'.
--destination-port
und
--dport
ist dasselbe wie oben, nur dass sie den Zielport bestimmen, und
nicht den Quellport, der zutreffend sein muss.
--tcp-option
Gefolgt von einem optionales '!' und einer Nummer, trifft auf
ein TCP- Paket zu, bei dem die TCP-Option gleich der Nummer ist.
Ein TCP-Paket, welches keinen komplettein Header hat, wird
automatisch verworfen, wenn ein Versuch gestartet wird, die TCP-
Optionen zu untersuchen.
7.3.6.1.1. Erklaerung der TCP-Flags
Es ist manchmal nuetzlich, TCP-Verbindungen in die eine Richtung zu
erlauben, in die andere jedoch nicht. Zum Beispiel moechtest Du
vielleicht alle Verbindungen zu einem externen WWW-Server erlauben,
aber keine Verbindungen von diesem Server.
Die einfache Annaeherung daran wuerde sein, alle einkommenden TCP-
Pakete von diesem Server zu blocken. Leider benoetigen TCP-
Verbindungen Pakete in beide Richtungen, um ueberhaupt zu
funktionieren.
Die Loesung liegt darin, nur die Pakete zu blocken, die verwendet
werden, um eine Verbindung aufzubauen. Diese Pakete werden SYN-Pakete
genannt (Ok, technisch sind es Pakete, die das SYN-Flag gesetzt haben,
und das FIN und ACK Flag nicht, aber wir nennen sie kurz SYN-Pakete).
Indem man nur diese Pakete blockt, koennen schon Verbindungsversuche
von der Gegenseite unterbunden werden.
Hierfuer wird das '--syn' Flag benutzt: Es gilt nur fuer Regeln, die
TCP als Protokoll bestimmen. Um zum Beispiel TCP-Verbindungs-Versuche
von 192.168.1.1 zu bestimmen:
-p TCP -s 192.168.1.1 --syn
Dieses Flag kann invertiert werden, indem man ein '!' voranstellt,
welches sich dann auf jedes andere Paket bezieht ausser auf das zum
Verbindungs- aufbau.
7.3.6.2. UDP Erweiterungen
Diese Erweiterungen werden automatisch geladen, wenn '-p udp' bestimmt
wird. Sie bieten die Optionen '--source-port', '--sport',
'--destination-port' und `--dport', wie sie oben fuer TCP detailliert
beschrieben wurden.
7.3.6.3. ICMP Erweiterungen
Diese Erweiterungen werden automatisch geladen, wenn '-p icmp'
bestimmt wird. Sie bieten nur eine neue Option:
--icmp-type
Gefolgt von einem optionalen '!', dann entweder ein ICMP-Typname
(zum Beispiel 'host-unreachable'), oder ein numerischer Typ (zum
Beispiel '3'), oder ein numerischer Typ und Code, getrennt durch
ein '/' (zum Beispiel `3/3'. Eine Liste von verfuegbaren ICMP
Typname zeigt das Kommando `-p icmp --help'.
7.3.6.4. Andere gueltige Erweiterungen
Die anderen Erweiterungen im netfilter-Paket sind Demonstrations-
Erweiterungen, die (wenn installiert) mit der Option '-m' aufgerufen
werden koennen.
mac
Dieses Modul muss explizit mit der '-m mac' oder '--match-mac'
Option bestimmt werden. Es wird verwendet, um auf die MAC-
Adresse einkommender Pakete zuzutreffen, und ist somit nur
nuetzlich fuer Pakete, die die PREROUTING und die INPUT-Kette
durchlaufen.
--mac-source
Gefolgt von einem optionalen '!', dann eine Netzwerkadresse
in durch Doppelpunkte getrennter Hex-Notation, zum Beispiel
'--mac-source 00:60:08:91:CC:B7'.
limit
Dieses Modul muss explizit mit der '-m limit ' oder '--match-
limit' Option bestimmt werden. Es wird verwendet, um die Rate
der Treffer einzuschraenken, sowie das Unterdruecken von Log-
Meldungen. Es wird nur auf eine vorgegebene Anzahl von Malen pro
Sekunde zutreffen (Standardmaessig 3 Treffer pro Stunde, mit
einer Grenze von 5). Es hat zwei optionale Argumente:
--limit
Gefolgt von einer Zahl. Dies bestimmt die maximale Anzahl von
erlaubten Treffern pro Zeiteinheit (Standard: pro Sekunde).
Die Nummer kann explizit Einheiten bestimmen, indem
'/second/', '/minute/', '/hour/' oder '/day/' oder Teile
davon benutzt werden (so ist '5/second' dasselbe wie '5/s').
--limit-burst
Gefolgt von einer Zahl, die die maximale Grenze angibt, bevor
das obere Limit erreicht wird.
Dieses Argument kann oft mit dem LOG Ziel verwendet werden, um
begrenzt zu loggen. Um zu verstehen, wie das funktioniert, lass
uns einen Blick auf die folgende Regel werfen, welche Pakete mit
den standardmaessigen Limit-Parametern loggt:
# iptables -A FORWARD -m limit -j LOG
Das erste Mal, wenn diese Regel erreicht wird, wird das Paket
geloggt; tatsaechlich werden, da die Standardgrenze 5 ist, die
ersten 5 Pakete geloggt. Danach wird es zwanzig Minuten dauern, ehe
ein Paket wieder von dieser Regel geloggt wird, ungeachtet dessen,
wieviele Pakete wirklich ankommen. Ausserdem, wenn zwanzig Minuten
vergehen, ohne dass ein treffendes Paket ankommt, wird die Grenze
um eins zurueckgeschraubt: Wenn 100 Minuten lang kein Paket auf die
Regel trifft, steht der Zaehler wieder auf Null, da, wo wir
angefangen haben.
Zur Zeit kannst Du keine Regel mit einer Ladezeit groesser als 59
Stunden erstellen. Wenn Du also eine Standard-Rate von 1 pro Tag
setzt, muss Deine Grenzrate bei weniger als 3 liegen.
Du kannst dieses Modul auch verwenden, um verschiedene Denial Of
Service Attacken (DoS) zu verhindern, um mit einer schnelleren Rate
Deine Erreichbarkeit zu verstaerken.
Syn-flood Schutz:
# iptables -A FORWARD -p tcp --syn -m limit --limit 1/s -j ACCEPT
Verstohlene Portscanner:
# iptables -A FORWARD -p tcp --tcp-flags SYN,ACK,FIN,RST RST -m limit --limit 1/s -j ACCEPT
Ping of death:
# iptables -A FORWARD -p icmp --icmp-type echo-request -m limit --limit 1/s -j ACCEPT
Dieses Modul arbeitet wie eine "hysteresis door", wie in dem
untenstehenden Graphen gezeigt wird.
Rate (pkt/s)
^ .---.
| / DoS \
| / \
Kante des DoS -|.....:.........\.......................
= (limit * | /: \
limit-burst) | / : \ .-.
| / : \ / \
| / : \ / \
Ende des DoS -|/....:..............:.../.......\..../.
= limit | : :`-' `--'
-------------+-----+--------------+------------------> Zeit (s)
LOGIK => Trifft | Trifft nicht| Trifft
Sagen wir, es trifft ein Paket pro Sekunde, mit einer 5 Paket
Grenze, aber es kommen 4 Pakete pro Sekunde ein, dann drei
Sekunden, und fangen dann in drei Sekunden wieder an:
<--Flood 1--> <---Flood 2--->
Total ^ Line __-- YNNN
Packets| Rate __-- YNNN
| mum __-- YNNN
10 | Maxi __-- Y
| __-- Y
| __-- Y
| __-- YNNN
|- YNNN
5 | Y
| Y Schluessel: Y -> Regel trifft zu
| Y N -> Regel trifft nicht zu
| Y
|Y
0 +-------------------------------------------------->Zeit (Sekunden)
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Du kannst sehen, dass die ersten 5 Pakete das eine Paket pro
Sekunde ueberschreiten duerfen, dann kommt die Grenze. Wenn es eine
Pause gibt, kann eine neue Grenze gesetzt werden, aber nicht
jenseits der maximalen Rate, die von dieser Regel bestimmt wurde (1
Paket pro Sekunde bis die Grenze erreicht ist).
owner
Dieses Modul versucht fuer lokal generierte Pakete, auf
verschiedene Charakteristika zuzutreffen, wie das Paket
generiert wurde. Es ist nur in der OUTPUT-Kette erlaubt, und
sogar da koennen manche Pakete (wie ICMP Ping-Antworten) keinen
Besitzer (owner) haben, und werden so niemals treffend sein.
--uid-owner userid
Trifft zu, wenn das Paket von einem Prozess mit der
gegebenen, effektiven (numerischen) User ID generiert wurde.
--uid-owner groupid
Trifft zu, wenn das Paket von einem Prozess mit der
gegebenen, effektiven (numerischen) Gruppen ID generiert
wurde.
--pid-owner processid
Trifft zu, wenn das Paket von einem Prozess mit der
gegebenen, effektiven (numerischen) Prozess ID generiert
wurde.
--sid-owner processid
Trifft zu, wenn ein Paket von einem Prozess in der gegebenen
session group generiert wurde.
unclean
Dieses experimentielle Modul muss explizit mit der '-m unclean'
oder `--match unclean' Option bestimmt werden. Es macht
verschiedene, zufaellige Gesundheits-Checks auf Paketen. Dieses
Modul ist nicht getestet worden und sollte nicht als
Sicherheitsloesung verwendet werden (wahrscheinlich macht es die
Dinge noch schlimmer, da es selbst viele Bugs beinhalten kann).
Es bietet keine Optionen an.
7.3.6.5. Zustandsbezogene Treffer
Die nuetzlichsten Treff-Kriterien kommen mit der 'Zustands-
Erweiterung', welche die verbindungsaufspuerende Analyse des
'ip_conntrack' Moduls interpretiert. Dies wird stark empfohlen.
Das Bestimmen von '-m state' erlaubt eine zusaetzliche Option --state,
welche eine durch Komma getrennte Liste von Zustaenden ist, die auf
ein Paket zutreffen koennen (das '!' Flag besagt, dass sie nicht
zutreffen). Diese Zustaende sind:
NEW
Ein Paket, das eine neue Verbindung aufbaut.
ESTABLISHED
Ein Paket, das zu einer bereits existierenden Verbindung gehoert
(ich meine eins, das Antwortpakete hatte).
RELATED
Ein Paket, das verwandt mit, aber nicht Teil von einer
bestehenden Verbindung ist, so wie ein ICMP Fehler, oder (mit
dem eingefuegten FTP-Modul) ein Paket, das eine FTP
Datenverbindung aufbaut.
INVALID
Ein Paket, das aus welchem Grund auch immer nicht identifiziert
werden konnte: Das beinhaltet Speicherknappheit und ICMP Fehler,
welche nicht mit einer bekannten Verbindung korrespondieren. In
der Regel sollten diese Pakete verworfen werden.
7.4. Das Ziel bestimmen
Jetzt, wo wir wissen, was fuer Untersuchungen wir mit einem Paket
machen koennen, brauchen wir noch einen Weg, um zu sagen, was mit den
Paketen geschehen soll, die auf unsere Tests zutreffen. Das wird das
Ziel einer Regel (target) genannt.
Es gibt zwei sehr einfach eingebaute Ziele: DROP und ACCEPT. Wir sind
ihnen bereits begegnet. Wenn eine Regel auf ein Paket zutrifft und ihr
Ziel eins von beiden ist, werden keine weiteren Regeln konsultiert:
Das Schicksal des Pakets ist entschieden.
Es gibt zwei weitere Typen von anderen als den eingebauten Zielen:
Erweiterungen und benutzerdefinierte Ketten.
7.4.1. Benutzerdefinierte Ketten
Ein maechtiges Merkmal, das iptables von ipchains geerbt hat, ist die
Moeglichkeit fuer den Benutzer, neue Ketten zusaetzlich zu den drei
eingebauten (INPUT, OUTPUT und FORWARD) zu erstellen. Der Konvention
nach schreibt man benutzerdefinierte Ketten in Kleinbuchstaben, um sie
von den anderen zu unterscheiden (wir werden weiter unten, im Absatz
``Operationen auf einer vollstaendigen Kette'' erklaeren, wie man
benutzerdefinierte Ketten erstellt).
Wenn auf ein Paket eine nutzerdefinierte Regel zutrifft, wird es an
die entsprechende Kette uebergeben und durchlaeuft alle Regeln darin.
Wenn diese Kette nicht ueber das Schicksal des Pakets entscheidet,
beginnt das Paket, die Regeln der aktuellen Kette weiter zu
durchlaufen, sobald die Regeln jener (benutzerdefinierten) Kette
fertig durchlaufen sind.
Zeit fuer etwas mehr Ascii-Art. Stell Dir zwei (dumme) Ketten vor:
INPUT (die eingebaute Kette) und test (eine benutzerdefinierte Kette).
`INPUT' `test'
---------------------------- ----------------------------
|Regel1: -p ICMP -j DROP | |Regel1: -s 192.168.1.1 |
|--------------------------| |--------------------------|
|Regel2: -p TCP -j test | |Regel2: -d 192.168.1.1 |
|--------------------------| ----------------------------
|Regel3: -p UDP -j DROP |
----------------------------
Stell Dir jetzt ein TCP Paket vor, dass von 192.168.1.1 kommt und zu
1.2.3.4 geht. Es kommt in die INPUT-Kette und wird auf Regel1 geprueft
- kein Treffer. Regel2 trifft aber zu, und das Ziel ist hier test,
also ist die naechste Regel, auf die geprueft wird, der Anfang von
test. Regel1 in test trifft zu, bestimmt aber kein Ziel, also wird
Regel2 untersucht. Diese trifft nicht zu, und wir haben das Ende der
Kette erreicht. Wir kehren zur INPUT-Kette zurueck, wo wir gerade
Regel2 untersucht hatten, also pruefen wir jetzt auf Regel3, welche
ebenfalls nicht zutrifft.
Der Weg des Pakets ist also folgender:
v __________________________
`INPUT' | / `test' v
------------------------|--/ -----------------------|----
|Regel1 | /| |Regel1 | |
|-----------------------|/-| |----------------------|---|
|Regel2 / | |Regel2 | |
|--------------------------| -----------------------v----
|Regel3 /--+___________________________/
------------------------|---
v
Benutzerdefinierte Ketten koennen zu anderen benutzerdefinierten
Ketten springen (machen aber keine Schleifen: Deine Pakete werden
verworfen, wenn erkannt wird, dass sie in einer Schleife stecken).
7.4.2. Erweiterungen zu iptables: Neue Ziele
Der andere Typ eines Ziels ist eine Erweiterung. Eine Zielerweiterung
besteht aus einem Kernelmodul und einer optionalen Erweiterung zu
iptables, um neue Kommandozeilenoptionen zu bieten. Es gibt in der
Standard netfilter-Distribution verschiedene Erweiterungen:
LOG
Dieses Modul bietet Kernel-Logging fuer zutreffende Pakete. Es
kommt mit diesen zusaetzlichen Optionen:
--log-level
Gefolgt von einer Level-Nummer oder einem Namen. Erlaubte
Namen sind (achte auf Gross- und Kleinschreibung) 'debug',
'info', `notice', 'warning', 'err', 'crit', 'alert' und
'emerg', entsprechend dazu die Nummern 7 bis 0. Lies die Man-
Page von syslog.conf fuer eine Erklaerung dieser Level.
--log-prefix
Gefolgt von einem String von bis zu 30 Zeichen, wird diese
Botschaft zu Beginn der Logmeldung gesendet. Dies erlaubt,
dass sie eindeutig identifiziert wird.
Dieses Modul ist am nuetzlichsten nach einem "limit target",
damit Deine Logs nicht ueberflutet werden.
REJECT
Dieses Modul hat denselben Effekt wie 'DROP', ausser, dass dem
Sender eine ICMP 'port unreachable' Fehlermeldung geschickt
wird. Beachte, dass keine ICMP Fehlermeldung geschickt wird
(siehe RFC 1122), wenn:
o Das gefilterte Paket als erstes eine ICMP Fehlermeldung war,
oder ein unbekannter ICMP Typ.
o Das gefilterte Paket ein non-head Fragment war.
o Wir in der letzten Zeit zu viele ICMP Fehlermeldungen an
diese Adresse geschickt haben.
REJECT kann auch mit einem optionalen '--reject-with' Argument
versehen werden, welches das Antwortpaket veraendert: Siehe die
Man-Page.
7.4.3. Spezielle eingebaute Ziele
Es gibt zwei spezielle eingebaute Ziele: RETURN und QUEUE.
RETURN hat denselben Effekt, wie vom Ende einer Kette fallen: Fuer
eine Regel in einer eingebauten Kette wird das Ziel der Regel
ausgefuehrt. Fuer eine Regel in einer benutzerdefinierten Kette geht
die Reise des Pakets in der vorangegangenen Kette weiter, direkt nach
der Regel, die zu der benutzerdefinierten Kette gesprungen ist.
QUEUE ist ein besonderes Ziel, welches das Paket an die Reihe der
Benutzerprozesse anhaengt. Damit das nuetzlich ist, werden zwei
weitere Komponenten benoetigt:
o Ein "queue handler", der mit dem wirklichen Mechanismus vom Reichen
der Pakete vom Kernel zur Anwenderseite arbeitet; und
o eine Anwendung, die Pakete empfaengt, moeglicherweise manipuliert
und Urteile darueber faellt.
Der Standard "queue handler" fuer IPv4 iptables ist das ip_queue
Modul, das mit dem Kernel geliefert wird und als EXPERIMENTAL
gekennzeichnet ist.
Das Folgende ist ein kleines Beispiel dafuer, wie man iptables
verwendet, um Pakete fuer den Userspace einzureihen:
# modprobe iptable_filter
# modprobe ip_queue
# iptables -A OUTPUT -p icmp -j QUEUE
Mit dieser Regel werden lokal generierte, ausgehende ICMP Pakete (wie
sie zum Beispiel mit ping erstellt werden) dem ip_queue Modul
uebergeben, welches dann versucht, die Pakete an eine Anwendung zu
liefern. Wenn es keine Anwend- ung gibt, die darauf wartet, werden die
Pakete verworfen.
Um eine Anwendung zu schreiben, solltest Du die libipq API verwenden.
Sie wird mit iptables geliefert. Beispielcode (z.B. redirect.c) kann
in der Testsuite Tools auf dem CVS Server gefunden werden.
Der Status von ip_queue kann wie folgt ueberprueft werden:
/proc/net/ip_queue
Die maximale Laenge der Queue (ich meine die Anzahl der an eine
Anwendung gelieferten Pakete, ueber die kein Urteil gefaellt wurde)
kann wie folgt kontrolliert werden:
/proc/sys/net/ipv4/ip_queue_maxlen
Der Standardwert der maximalen Laenge der Queue liegt bei 1024. Sobald
dieses Limit erreicht wird, werden neue Pakete solange verworfen
werden, bis die Laenge der Queue wieder unter das Limit faellt. Nette
Protokolle, wie TCP, interpretieren verworfenen Pakete als
'Ueberfuellung' und werden hoffentlich das Senden einstellen, wenn die
Queue sich fuellt. Wie auch immer, wenn der Standardwert in einer
gegebenen Situation zu klein sein sollte, koennen ein paar Experimente
erforderlich sein, um die ideale maximale Laenge der Queue zu
bestimmen.
7.5. Operationen auf einer vollstaendigen Kette
Ein sehr nuetzliches Merkmal von iptables ist die Faehigkeit,
verwandte Regeln zu Ketten zu gruppieren. Du kannst die Ketten nennen,
wie Du willst, aber ich empfehle, Kleinbuchstaben zu verwenden, um
Verwirrungen mit den eingebauten Ketten und Zielen zu vermeiden.
Kettennamen koennen bis zu 31 Buchstaben lang sein
7.5.1. Eine neue Kette erstellen
Lass uns eine neue Kette erstellen. Weil ich so ein phantasievoller
Typ bin, werde ich sie test nennen. Wir benutzen die '-N' oder '--new-
chain' Option:
# iptables -N test
#
Es ist so einfach. Jetzt kannst Du Regeln einfuegen wie oben
beschrieben.
7.5.2. Eine Kette loeschen
Eine Kette loeschen ist auch einfach. Man verwendet die '-X' oder
`--delete-chain' Option. Wieso 'X'? Naja, alle guten Buchstaben waren
schon weg.
# iptables -X test
#
Es gibt eine Reihe von Einschraenkungen beim Loeschen von Ketten: Sie
muessen leer sein (Siehe ``Eine Kette 'flushen''' weiter unten) und
sie duerfen nicht das Ziel irgendeiner Regel sein. Du kannst keine
der drei eingebauten Ketten loeschen.
Wenn Du keine Kette angibst, werden, wenn moeglich, alle
benutzerdefinierten Ketten geloescht.
7.5.3. Eine Kette 'flushen'
Es gibt eine einfache Moeglichkeit, alle Regeln aus einer Kette zu
entfernen, indem man das '-F' (oder '--flush') Kommando benutzt.
# iptables -F forward
#
Wenn Du keine Kette angibst, werden alle Ketten entleert.
7.5.4. Eine Kette anzeigen lassen
Du kannst Dir alle Regeln einer Kette mit dem '-L' (oder '--list')
Befehl anzeigen lassen.
Der fuer jede benutzerdefinierte Kette aufgelistete 'refcnt' ist die
Anzahl von Regeln, die diese Kette als ihr Ziel haben. Dieser muss auf
Null stehen (und die Kette muss leer sein), ehe sie geloescht werden
kann.
Wenn kein Kettenname angegeben wird, werden alle, sogar leere Ketten,
aufgelistet.
Es gibt drei Optionen, welche das '-L' begleiten koennen. Die '-n'
(numeric) Option ist sehr nuetzlich, weil sie verhindert, dass
iptables versucht, die IP-Adressen aufzuloesen. Dies wird, (wenn Du,
wie die meisten Leute, DNS verwendest) grosse Wartezeiten verursachen,
wenn Dein DNS nicht richtig eingerichtet ist, oder wenn Du DNS-
Anfragen ausgefiltert hast. Ausserdem bewirkt diese Option, dass TCP
und UDP Ports als Zahlen und nicht als Namen ausgedruckt werden.
Die '-v' Option zeigt Dir alle Details einer Regel, sowie Paket- und
Byte- zaehler, die TOS Vergleiche und die Schnittstellen. Andernfalls
werden diese Werte weggelassen.
Beachte, dass Paket- und Bytezaehler jeweils mit dem Suffix 'K', 'M'
oder `G' fuer 1000, 1,000,000 und 1,000,000,000 ausgedruckt werden.
Das `-x' Flag (expand numbers) gibt auch ganze Zahlen aus, egal wie
gross sie sind.
7.5.5. Zaehler resetten (auf Null stellen)
Es ist eine nuetzliche Moeglichkeit, die Zaehler auf Null zu setzen.
Dies kann mit der '-Z' (oder '--zero) Option getan werden.
Das Problem hierbei ist, dass Du manchmal die Werte der Zaehler kennen
musst, direkt bevor sie zurueckgestellt werden. Im obigen Beispiel
koennen zwischen dem '-L' und dem '-Z' Befehl bereits einige Pakete
durchgegangen sein. Aus diesem Grund kannst Du die '-L' und die '-Z'
Option gemeinsam verwenden, um die Zaehler auf Null zu setzen,
waehrend Du sie liest.
7.5.6. Die Policy bestimmen
Als wir erklaert haben, wie ein Paket durch eine Kette laeuft, haben
wir uns kurz angesehen, was passiert, wenn ein Paket das Ende einer
zutreffenden Kette erreicht. In diesem Fall bestimmt die Policy der
Kette das weitere Schicksal des Pakets. Nur eingebaute Ketten (INPUT,
OUTPUT,FORWARD) haben Policies, da ein Paket, wenn es das Ende einer
benutzerdefinierten Kette erreicht, die Reise in der vorherigen Kette
wieder aufnimmt.
Die Policy kann entweder ACCEPT (akzeptieren) oder DROP (verwerfen)
sein.
8. ipchains und ipfwadm verwenden
In der netfilter-Distribution gibt es Module mit dem Namen ipchains.o
und ipfwadm.o. Fueg eins von beiden in den Kernel ein (Beachte: Sie
sind nicht kompatibel mit iptables.o, ip_conntrack.o und ip_nat.o!).
Dann kannst Du ipchains oder ipfwadm wie in den guten alten Zeiten
verwenden.
Dies wird noch eine zeitlang unterstuetzt werden. Ich denke eine
begruen- dete Formel hierzu ist 2 * [Hinweis auf Ersatz - Erster
stabilen Release], jenseits des Datums, an dem eine stabile Release
fuer einen Ersatz erhaeltlich ist.
Fuer ipfwadm bedeutet das, das das Ende des Supports hier liegt:
2 * [Oktober 1997 (2.1.102 release) - Maerz 1995 (ipfwadm 1.0)]
+ Januar 1999 (2.2.0 release)
= November 2003.
Fuer ipchains bedeutet das, das das Ende des Supports hier liegt:
2 * [August 1999 (2.3.15 release) - Oktober 1997 (2.2.0 release)]
+ Januar 2000 (2.3.0 release?)
= September 2003.
Bis 2004 brauchst Du Dir also keine Sorgen zu machen.
9. Kombinieren von NAT und Paketfiltern
Es ist weit verbreitet, dass man Network Adress Translation (siehe das
NAT-HOWTO) und Paketfilter machen will. Die guten Neuigkeiten sind,
dass man sie extrem gut miteinander kombinieren kann.
Du entwirfst Deine Paketfilter und kannst das NAT, das Du machst,
dabei komplett ignorieren. Die Quellen und Ziele, die die Paketfilter
sehen, sind die 'wirklichen' Quellen und Ziele. Wenn Du z.B. DNAT
machst, um irgendeine Verbindung an 1.2.3.4 Port 80 ueber 10.1.1.1
Port 8080 zu schicken, sieht der Paketfilter Pakete an 10.1.1.1 Port
8080 (das wirkliche Ziel), nicht an 1.2.3.4 Port 80. Aehnlich kannst
Du Masquerading ignorieren: Pakete scheinen von ihrer wirklichen
internen IP-Adresse zu kommen (sagen wir 10.1.1.1), und Antworten
werden scheinbar auch dorthin zurueckgehen.
Du kannst die Treffer-Erweiterungen fuer Zustaende verwenden, ohne die
Paket- filter extra arbeiten zu lassen, da NAT sowieso 'connection
tracking' erfordert. Um dem simplen Masquerading Beispiel im NAT-HOWTO
zu verbieten, neue ankommende Verbindungen an der ppp0-Schnittstelle
anzunehmen, wuerde folgendes reichen:
# Maskiere ppp0
iptables -t nat -A POSTROUTING -o ppp0 -j MASQUERADE
# Verbiete NEW und INVALID ankommende oder weitergeleitete
# Pakete von ppp0.
iptables -A INPUT -i ppp0 -m state --state NEW,INVALID -j DROP
iptables -A FORWARD -i ppp0 0 -m state --state NEW,INVALID -j DROP
# IP-Forwarding aktivieren
echo 1 > /proc/sys/net/ipv4/ip_forward
10. Unterschiede zwischen iptables und ipchains
o Zuerst wurden die Namen der eingebauten Ketten von Kleinbuchstaben
zu Grossbuchstaben geaendert, weil die INPUT und die OUTPUT-Kette
jetzt nur lokal-bestimmte und lokal-generierte Pakete bekommen.
Frueher war es so, dass sie jeweils alle eingehenden und alle
ausgehenden Pakete gesehen haben.
o Die '-i' Option bedeutet jetzt eintreffendes Interface und
funktioniert nur bei der INPUT und bei der FORWARD-Kette. Regeln in
der FORWARD oder OUTPUT-Kette, die '-i' verwenden, sollten zu '-o'
geaendert werden.
o TCP und UDP Ports muessen jetzt mit der --source-port oder --sport
(oder --destination-port/--dport) Option ausgeschrieben werden, da
dies jeweils die TCP oder UDP Erweiterungen laedt.
o Das TCP Flag -y ist jetzt --syn, und muss nach '-p tcp' stehen.
o Das DENY-Ziel ist jetzt, endgueltig, DROP.
o Einzelne Ketten waehrend des Auflistens auf Null setzten
funktioniert.
o Eingebaute Ketten auf Null setzen leert auch Policy-Zaehler.
o Das Auflisten von Ketten gibt Dir die Zaehler als atomischen
Schnapp- schuss.
o REJECT und LOG sind jetzt erweiterte Ziele, was bedeutet, dass sie
separate Kernelmodule sind.
o Kettennamen koennen bis zu 31 Zeichen lang sein.
o MASQ ist jetzt MASQUERADE und hat eine andere Syntax. REDIRECT,
obwohl es den Namen behaelt, musste auch eine Syntax-Aenderung
durchlaufen. Lies das NAT-HOWTO fuer Informationen ueber die
Konfiguration von beiden.
o Die -o Option wird nicht weiter dazu benutzt, Pakete an eine
Anwendung zu senden (siehe -i weiter oben). Pakete werden jetzt mit
dem QUEUE Target an den Userspace geschickt.
o Wahrscheinlich Tonnen von anderen Sachen, die ich vergessen habe.
11. Tips fuer das Design von Paketfiltern
Eine bekannte Weisheit im Computer-Sicherheits-Bereich ist es, alles
zu blocken, dann einzelne Loecher, wenn noetig, zu oeffnen. Das wird
auch oft gesagt als 'Alles, was nicht explizit erlaubt ist, ist ver-
boten.'. Wenn Sicherheit Dein Hauptziel ist, empfehle ich dieses
Vorgehen.
Lass keine Dienste laufen, die Du nicht brauchst, auch, wenn Du
denkst, dass Du den Zugang hierzu geblockt hast.
Wenn Du anfaengst, eine Firewall zu bauen, fang mit nichts an und
blocke alle Pakete, fuege dann Dienste hinzu und lass die benoetigten
Pakete durch.
Ich empfehle stark Sicherheit: kombiniere tcp-wrapper (fuer
Verbindungen zu dem Paketfilter selbst), Proxies (fuer Verbindungen
durch die Firewall) "Route Verification" und Paketfilter. Route
Verification bedeutet, dass ein Paket, das von einer unerwarteten
Schnittstelle kommt, verworfen wird: Wenn Dein internes Netzwerk zum
Beispiel die Adressen 10.1.1.0/24 hat und ein Paket mit dieser
Quelladresse zu einer externen Schnittstelle kommt, wird es verworfen.
Dies kann fuer die Schnittstelle ppp0 wie folgt aktiviert werden:
(Auch hier muessen fuer ein Script natuerlich wieder die Rauten am
Zeilenanfang entfernt werden, Anm.d. Uebersetzerin)
# echo 1 > /proc/sys/net/ipv4/conf/ppp0/rp_filter
#
Oder fuer alle existierenden und in Zukunft existierenden
Schnittstellen so:
# for f in /proc/sys/net/ipv4/conf/*/rp_filter; do
# echo 1 > $f
# done
#
Debian tut dies, wo immer es moeglich ist, standardmaessig. Wenn Du
asymmetrisches Routing einsetzt (ich meine, wenn Du Pakete aus
seltsamen Richtungen erwartest), wirst Du dieses Filtern auf diesen
Schnittstellen deaktivieren wollen.
Logging ist nuetzlich, wenn man eine Firewall aufsetzt und irgendetwas
nicht funktioniert, auf einer produktiven Firewall solltest Du es
jedoch mit der 'limit' Option verwenden, um jemanden davon abzuhalten,
Deine Logs zu ueberfluten.
Fuer sichere Systeme empfehle ich staerkstens 'connection tracking':
Es bietet einen Overhead, da alle Verbindungen verfolgt werden, aber
es ist sehr nuetzlich fuer kontrollierten Zugang zu Deinem Netzwerk.
# iptables -N no-conns-from-ppp0
# iptables -A no-conns-from-ppp0 -m state --state ESTABLISHED,RELATED -j ACCEPT
# iptables -A no-conns-from-ppp0 -m state --state NEW -i ! ppp0 -j ACCEPT
# iptables -A no-conns-from-ppp0 -i ppp0 -m limit -j LOG --log-prefix "Bad packet from ppp0:"
# iptables -A no-conns-from-ppp0 -i ! ppp0 -m limit -j LOG --log-prefix "Bad packet not from ppp0:"
# iptables -A no-conns-from-ppp0 -j DROP
# iptables -A INPUT -j no-conns-from-ppp0
# iptables -A FORWARD -j no-conns-from-ppp0
Eine gute Firewall zu bauen liegt jenseits der Moeglichkeiten dieses
HOWTOs, aber mein Ratschlag ist: Sei immer Minimalist. Lies das
Security-HOWTO fuer mehr Informationen ueber das Testen und Pruefen
Deines Rechners.